Eine Gitarre stimmen – so geht’s!
Für viele folgt auf die große Euphorie nach dem Gitarrenkauf die große Ernüchterung: Es klingt einfach alles schrecklich 🙂 Das liegt aber meist nicht an dem mangelnden Talent für das Greifen von Akkorden und co. sondern an den fehlenden Wissen wie man eine Gitarre stimmen muss.
Du hattest den Plan mit ein paar guten Tipps und Tutorials mit dem Gitarre Lernen direkt voll durchzustarten. Akkorde, Songs, Melodien – das Internet ist vollgestopft mit unzähligen Ratgebern zum Thema Gitarre. Nur scheitert dann der blutige Anfänger meist an etwas ganz banalem: Dem Gitarre stimmen.
Aber keine Sorge! Ich möchte dir in diesem Artikel mehrere Wege aufzeigen, wie du der verstimmten Gitarre auf die Pelle rücken kannst. Denn mit ein bisschen Übung hast du das Instrument bald im Griff und Gitarre stimmen wird zur Kleinigkeit.
Clip-Tuner
Es gibt eine große Anzahl und Vielfalt an Stimmgeräten. In den letzten Jahren haben sich sogenannte Clip-Tuner stark etabliert. Sie sind klein, handlich und nicht zuletzt sehr günstig. Man klemmt sie einfach an die Kopfplatte der Gitarre und kann die Gitarre sofort stimmen. Dabei sollte man darauf achten, dass man Saite für Saite stimmt und wirklich nur die Saite anschlägt, die man auch stimmen möchte. Es gibt zwar auch Stimmgeräte mit denen man mehrere Saiten gleichzeitig stimmen kann aber ich möchte einem Anfänger erstmal dazu raten, Saite für Saite vorzugehen. Am besten startest du bei der tiefen E-Saite (die dickste Saite, die dir am nächsten ist) und gehst dann der Reihe nach weiter. Die Reihenfolge lautet also E, A, D, G, H, E.
Clip-Tuner sind natürlich sowohl für Akustische als auch Elektrische Gitarren geeignet, da sie nur angeklemmt werden.
Bodentuner
Sogenannte Bodentuner (Auch Floortuner oder Bodenstimmgerät genannt) finden grade im Live-Betrieb und Studio sehr viel Verwendung. Zum einen sind sie in der Regel sehr robust und werden zwischen Gitarre und Verstärker gestöpselt. Das ermöglicht dem Spieler per Knopfdruck die Weiterleitung des Signals zum Verstärker stummzuschalten. Man kann also stimmen ohne dem Publikum seine schiefen Töne zu präsentieren ;-). Außerdem bieten diese Stimmgeräte häufig zusätzliche Einstellmöglichkeiten, um die Gitarre zum Beispiel in anderen Stimmungen zu stimmen. In der Regel kann man bei den meisten Stimmgeräten dieser Art auch einen anderen Kammerton einstellen. In der Regel sollte man sein Stimmgerät aber auf 440 Herz eingestellt lassen. Hier findest du als Beispiel den „Polytune“ von TC Electronics.
Mit dem silbernen Schalter kannst du das Stimmgerät ein bzw. ausschalten. Wenn es eingeschaltet wird, kommt kein Ton mehr aus deinem Verstärker und es kann mit der Stimmerei losgehen.
Die Saite wurde genau auf „G“ gestimmt. Es leuchtet grün und die nächste Saite wartet auf „Stimmung“ 🙂
Die Saite ist etwas zu tief gestimmt, um als „G“ durchzugehen. Die Anzeige leuchtet linksseitig rot auf.
In diesem Fall ist die Saite zu hoch gestimmt, um als „G“ durchzugehen. Die Anzeige leuchtet rechtseitig rot auf.
Smartphone App
Gitarre stimmen per Smartphone App ist zumindest praktisch für zwischendurch, wenn man sonst keine andere Möglichkeit hat. Sehr genau sind die Apps aber meist leider nicht, da sie über das Mikrophon des Telefons arbeiten. Aber besser als gar nichts wenn man im Park sitzt und die Gitarre stimmen möchte. Dazu sind die meisten Apps gratis.
Stimmgerät mit Mikrophon
Etwas betagter als die Smartphone App, aber durchaus noch häufig in Verwendung, ist das Stimmgerät mit Mikrophon bzw. Klinkeneingang. Es arbeitet häufig entweder per Mikrofon oder eben per Kabel – je nachdem ob man eine Akustische oder Elektrische Gitarre stimmen möchte. Mit dem Mikrophon verhält es sich ähnlich wie bei der Smartphone App. Durch Umgebungsgeräusche ist die Mikrophon-Variante natürlich etwas anfällig. In der Regel kann aber davon ausgegangen werden, dass die Mikrofone etwas präziser arbeiten, als die der Smartphones. Zumindest habe ich diese Erfahrung gemacht. Bei Verwendung der Kabelversion gibt es diese Probleme natürlich nicht – vorrausgesetzt man hat eben eine Gitarre mit Kabel.
Youtube Video
Natürlich hilft einem beim Gitarre stimmen auch das gute, alte Youtube. Es gibt Youtube Videos, in denen dir die einzelnen Saiten mehrfach hintereinander vorgespielt werden. Diese Methode erfordert natürlich eine gewisse Übung. Wenn man das noch nie gemacht hat, wird es dem ein oder anderen eventuell etwas schwer fallen. Trotzdem halte ich diese Methode für eine sehr Gute, da sie gleichzeitig ein super Gehörtraining ist. Man kann beim Gitarre stimmen also durchaus auch was lernen und Spaß haben 😉
Im Zusammenhang mit Stimmgeräten fällt auch häufig das Wort „chromatisches Stimmgerät„. Das bedeutet lediglich, dass das Stimmgerät alle 12 Halbtöne (E, F, F#, G, G#, A, A#, H, C, C#, D, D#) über mehrere Oktaven hinweg erkennt. Manche Stimmgeräte erkennen zum Beispiel nur die Töne der Leersaiten der Gitarre (E,A,D,G,H,E).
Wenn du dich für ein Stimmgerät entschieden hast, musst du nur noch wissen, wie es genau zu verstehen ist. Dann steht dem schnellen Gitarre stimmen nichts mehr im Weg! In der Regel ist es so, dass das Gerät eine Anzeige besitzt auf der dann der gespielte Ton angezeigt wird.
Wenn der Ton stimmt, wird er häufig mit einem grünen Leuchten in der Mitte des Displays begleitet. Das variiert von Hersteller zu Hersteller.
Abweichungen werden mit rotem Leuchten quittiert. Ist der Ton zu tief, bewegt sich die rot leuchtende Anzeige nach Links.
Ist der Ton zu hoch, bewegt sich die Anzeige nach rechts.
Stimmgabel
Mit der Stimmgabel verhält es sich ein bisschen wie bei den Youtube Videos: Das Gitarre stimmen geschieht per Gehör. Wenn man die Stimmgabel anschlägt, erklingt der Ton „A“ und danach kann man dann die Gitarre stimmen. Die restlichen Saiten muss man dann aber natürlich selbstständig stimmen. Immer im Verhältnis zur (hoffentlich) richtig gestimmten A-Saite. Diese Methode erfordert natürlich auch etwas Übung und steht letztlich in engem Kontakt zu der folgenden Methode:
Stimmen ohne Stimmgerät
Bei dieser Methode brauchst du ein wenig Übung. Allerdings ist sie auch die Beste, um dein Gehör beim Gitarre stimmen gleich mitzutrainieren. Denn beim Musik machen geht’s ja auch um die Ohren und das Zuhören. Du schlägst quasi zwei Fliegen mit einer Klappe ;-). Du beginnst damit, dass du die tiefe (also die dickste, dir am nächsten liegende Saite) E-Saite im 5. Bund greifst. Wenn du diesen Ton nun anschlägst erklingt der Ton, der mit der nächsten LEEREN Saite übereinstimmen muss. Du spielst also im Idealfall im 5. Bund der E-Saite den Ton A! Und da die nächste LEERE Saite eben A heisst müssten der im 5. Bund der E-Saite gegriffene Ton und die leere A-Saite übereinstimmen.
Konzentriere dich dabei, hör gut zu und gib dir vor allem Zeit. Ich persönlich finde diese Gehör-Übungen sehr spannend, weil es sich ein bisschen wie Forschen anfühlt. 🙂
Der nächste Schritt wäre dann das Anpassen der A-Saite wenn du das Gefühl hast, dass die beiden Töne noch nicht identisch gestimmt sind. Probier es einfach aus! Du wirst etwas Zeit brauchen um zu erkennen, ob du die A-Saite dann tiefer oder höher stimmen musst. Am besten kann man das Ganze natürlich am Anfang in Zusammenarbeit mit einem Stimmgerät üben.
Wenn du es dann geschafft hast die A-Saite dem Ton im 5. Bund der E-Saite korrekt anzupassen geht es mit den anderen Saiten weiter.
Jetzt greifst du im 5. Bund der A-Saite und schlägst gleichzeitig die leere D-Saite an. Selbige muss dann wieder solange angepasst werden, bis sie mit dem Ton im 5. Bund auf der A-Saite übereinstimmt. Weiter geht das Spiel dann auf dem 5. Bund der D-Saite. Die darauffolgende leere G-Saite muss mit dem Ton im 5. Bund der D-Saite übereinstimmen.
Jetzt kommen wir zur ersten Ausnahme: Zum Stimmen der leeren H-Saite greifst du auf der G-Saite im 4. Bund. Spiel also auf der G-Saite im 4. Bund und dann gleichzeitig die leere H-Saite. Letztere musst du dann wieder solange hoch oder runterstimmen, bis sie mit dem Ton im 4. Bund der G Saite übereinstimmt. Ist die H-Saite dann gestimmt, greifst du sie im 5. Bund und spielst die leere und letzte Saite E. Wieder korrigierst du die leere E-Saite so lange, bis sie mit dem Ton im 5. Bund auf der H-Saite übereinstimmt.
Achte bei der ganzen Methode drauf, dass du die Saitenpärchen immer direkt nacheinander anschlägst und sie dann gleichzeitig erklingen. Das macht das Ganze einfacher. Wenn die Töne nämlich nicht übereinstimmen, entstehen hörbar Schwebungen oder Schwingungen. Zwei identische Töne hinterlassen keine Schwebungen.
Falls du zu dem Thema eine Frage hast, schreib mir einfach einen Kommentar!
Viel Erfolg beim Stimmen und Gitarre spielen!
Hannes